Ein Wochenende zum Thema “Ökologie & Islam”

Von 18. bis 20.10.2018 lud das Avicenna Studienwerk in Osnabrück zu einem Seminar-Wochenende mit dem Titel „Öko-System Ozean/Meer“ ein. Gäste waren Stipendiaten aus ganz Deutschland.
Ich durfte als Referentin zum Thema „Nachhaltige Prinzipien und Menschenbild im Islam“ dabei sein. Mit den Studierenden wurden theologische Grundlagen beleuchtet, Abschlussdeklarationen von Konferenzen zum Thema Umwelt diskutiert und ihre Bedeutung für muslimische Gemeinschaften sowie für den Umweltdiskurs insgesamt analysiert. Weitere Referenten waren Yusuf El-Khaled (Öko-Systeme Ozean), Anna Feurig (Gefahr Mensch: (Mikro-) Plastik im Ozean) und Tanju Doganay (Plastikwahn, muslimische Nachhaltigkeit im Alltag).
Passend zum Thema fanden die Seminare in einem wunderschönen Ambiente statt: auf der ostfriesischen Nordseeinsel Wangerooge. Ein Paradies gleichsam für Menschen und Tiere. Mit genau gekennzeichneten Wegen wird sichergestellt, dass die dort lebenden Vögel nicht gestört werden und die Besucher dennoch die Natur bewundern können. Ohne Autos, denn diese sind auf der Insel nicht erlaubt, dafür gibt es Fahrräder günstig auszuleihen. Ein perfektes Zusammenspiel von Tieren, die ihren Lebensraum geschützt haben, und Menschen, die hierher kommen um die Natur zu erleben und ein Bewusstsein für die Notwendigkeit für Schutzzonen zu erfahren. Erreichbar ist die Insel nur mit der Fähre oder dem Inselflieger und das Wahrzeichen von Wangerooge, der Westturm, ist von allen Richtungen zu sehen.
Die Reise dorthin war nicht unbedingt einfach und entspricht auch nicht den Vorstellung von nachhaltiger Mobilität – wir mussten den Flieger nehmen, denn auch so war die Reise um mit den öffentlichen Verkehrsmitteln von Wien auf die Insel zu kommen aufwendig genug. Insgesamt 30 Stunden waren wir unterwegs. Warum ich diese lange Strecke für einen kurzen Aufenthalt auf der Insel auf mich genommen habe? Weil es einen unschätzbaren Wert hat, andere Gegenden zu erkunden, neue Menschen kennen zu lernen und weitere Perspektiven einzunehmen. Weil nach jedem Seminar, jedem Gespräch eine innere Reflexion stattfindet, die einen Menschen weiterbringt sich selbst und seine nächste – und weiter entfernte – Umgebung besser kennen zu lernen. So kann eine selbstreflexive Kompetenz beim Menschen entstehen und ein Bewusstsein für die Natur und aktuelle Herausforderungen entwickelt werden.
Ursula Fatima Kowanda-Yassin ist Autorin des Buches „Öko-Dschihad“ (Residenz Verlag 2018 / Hg. T.Weber, Mitarbeit: N. Ismael), in dem sie globale Umweltinitiativen von Musliminnen und Muslimen erforscht und wichtige Player der muslimischen Umweltbewegung sowie ihre Motivation vorstellt. Zusätzlich ist sie als Referentin und Workshopleiterin aktiv.